Rosa Riedl Schutzgespenst

Christine Nöstlinger (1979)

Preisgekrönt 1979: Rosa Riedl Schutzgespenst

Warm und weich ist Rosa Riedl, das erste proletarische Schutzgespenst Wiens, das 1938 unter die Straßenbahn geriet, als es einem Juden, der den Gehsteig putzen musste, zur Hilfe eilte. Ungerechtigkeiten hält Rosa Riedl nach wie vor nicht aus und so beschützt sie nun die recht ängstliche Nasti und entwickelt sich im Laufe der Geschichte zum geliebten Schulgespenst mit umfangreichem Einsatzgebiet.

Rezension aus dem Jahr 1979

Eine Wiener Hausbesorgerin gerät im 38er Jahr unter die Tramway, da sie einem kleinen Juden, der Gehsteig putzen muß, beispringen will. Nun existiert sie als erstes proletarisches Gespenst weiter, als Schutzgeist der kleinen Leut vom Grund. In unseren Tagen fungiert sie als Schutzengelersatz bei einem Mädchen aus einer Familie ohne religiöses Bekenntnis und etabliert sich schließlich als Schul-Schutzgespenst. Alles in allem eine typische Nöstlinger-Geschichte, mit einer Fülle an Motiven und Szenen, die der Autorin liegen, die zu ihren Grundanliegen zählen: Schulisches (in kritischer Sicht), Rechte und Ängste der Kinder, rechtes Verständnis für die Kinder. Nöstlingers Geschick ist es, daß diese Ingredienzien an keiner Stelle nach Selbstzitat schmecken, sondern stets in neuer Mischung und origineller Zusammenstellung spürbar werden. Zugleich registrieren wir einen vielleicht um Nuancen verbindlicheren Ton, eine etwas milder gestimmte Nöstlinger, gerade wenn es um Kritik an der Schule geht. Daß die Autorin klar und betont auch ihren politischen Standpunkt markiert, ist ja nicht mehr ungewöhnlich. Alles in allem ein originelles Buch, gewichtiger Nachschub für Nöstlinger-Fans! (F. Albrecht)

In: Die Jugend 1979, Aug./Sept., S. 77

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