Tomi Ungerer: Das Biest des Monsieur Racine

„Ich habe meine Birnen verloren, aber einen Freund gefunden“

Tomi Ungerer, man darf es so sagen, ist einer der Großmeister des Bilderbuchs. Wobei sich seine Arbeiten natürlich nie auf junges Publikum beschränkten, seit fast 60 Jahren publiziert der streitbare Querdenker Bilderbücher für Kinder wie für Erwachsene, Cartoons, Karikaturen, Liederbücher, Texte, Aphorismen – ein weiter Kosmos der Phantasie, des gesellschaftskritischen Engagements und des tiefgründigen Humors. Der sich eben auch im „Monsieur Racine“ deutlich zeigt: Ein pensionierter, seine Birnen über alles liebender Steuerberater stellt den Dieb seines Obstes. Das sehr seltsame Wesen, das „von weitem wie ein Haufen Wolldecken“ aussieht, wird ihm ein Freund, mit dem er zu ungeahnter Lebensfreude findet. Gemeinsam hören sie Musik, brausen mit dem Motorrad auf und davon, tollen über den Spielplatz. Was sich hinter dem geheimnisvollen Geschöpf verbirgt, stellt sich erst am Ende vor den überforderten Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften heraus …

Eine zeitlos doppelbödige Geschichte, die nichts von ihrem Witz und Charme eingebüßt hat, schon gar nicht in den starkfarbigen Illustrationen. Man kann sich auf www.dailymotion.com auch den animierten englischsprachigen Bilderbuchfilm anschauen. Wie Monsieur seine Birnen am Baum küsst oder sich auf Diebesjagd in seine Kavallerieuniform wirft, ist richtig klasse. Und irgendwann fahre ich ins Tomi Ungerer Museum nach Straßburg …

Franz Lettner


Cover

Tomi Ungerer: Das Biest des Monsieur Racine (Originaltitel: The Beast of Monsieur Racine)

Übersetzt von Hans Manz
Zürich: Diogenes 1972, 32 S., lieferbar