Tove Jansson: Wer soll den Lillan trösten?

Filifjonka

Noch bevor ich lesen konnte, habe ich viele Stunden mit Tove Janssons „Wer soll den Lillan trösten?“ verbracht. Es war war mein absolutes Lieblingsbuch. Jetzt, fast 30 Jahre später, stelle ich mir die Frage: Was war es eigentlich, das mich damals so fasziniert hat?

Im Mittelpunkt steht der Lillan, ein einsames, ängstliches und vor allem schüchternes Wesen, das sich nach Geborgenheit sehnt. Er verlässt sein Zuhause und hält sich auch auf seiner Reise stets im Abseits, während andere merkwürdige Figuren bunte Feste feiern und ihr Leben genießen. Hilfesuchende Flaschenpost von Gillan – quasi sein weibliches Pendant – gibt dem kleinen Lillan eine Aufgabe und zugleich Mut. Seine Schüchternheit ist wie ausgelöscht und er stellt sich sogar seiner größten Angst, jener vor der unheimlichen Morra.

Auf allen Seiten dieses Buchs (das 1978 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde) tummelt sich merkwürdiges Getier mit lustigen Namen wie Filifjonka, Homsen, Mumrik, Mümmla und Mü, während in Lillans Innerem Selbstzweifel und Krise dominieren. Ich glaube, ich habe die grundlegende Melancholie der Hauptfigur damals nicht verstanden bzw. nicht nachvollziehen können. Tove Jansson hat dieser grauen Traurigkeit noch dazu besonders grelle und trashige Bilder entgegengesetzt. Wahrscheinlich hat mich die Geschichte gerade deshalb so gefesselt. Immer wieder tauchten neue Fragen auf (z.B. Ist die Morra eigentlich böse?) – und ganz ist dieser Prozess auch heute noch nicht abgeschlossen. Die große Welt der Mumin-Trolle habe ich dann viele Jahre später entdeckt.

Verena Weigl


Cover

Tove Jansson: Wer soll den Lillan trösten? (Originaltitel: Vem ska trösta Knyttet?)

Aus dem Schwedischen von Gertrud Rukschcio
Mödling: St. Gabriel 1977 | vergriffen