Ernst Jandl & Norman Junge: fünfter sein

„tagherrdoktor“

Für mich als jüngstes von fünf Kindern hat schon der Titel eine biografische Bedeutung – hinzu kommt noch eine Vorliebe für experimentelle Lyrik und Konkrete Poesie. Wer kennt sie nicht, die angespannte Situation in Wartezimmern? In „fünfter sein“ von Ernst Jandl und Norman Junge befinden wir uns in einem dunklen Raum voller doch recht ramponierter Spielfiguren. Eine nach der anderen hüpft, humpelt oder ruckelt durch eine hell erleuchtete Tür, um ein paar Momente später froh, munter und geheilt wieder heraus zu spazieren. Bis schließlich auch der an der Nase verletzte Pinocchio an der Reihe ist und mit einem nervösen, aber gleichzeitig erleichterten „tagherrdoktor“ den Behandlungsraum betritt.

Junge vermag das Wesentliche aus Jandls reduziertem Text durch seine Illustrationen auf ganz besondere Art herauszufiltern. Auch wenn er die Pointe des Gedichts grafisch vielleicht vorwegnimmt.
Konkrete Poesie vom Feinsten, für die Großen und für die Kleinsten!

Verena Weigl


Cover

Ernst Jandl & Norman Junge: fünfter sein

Weinheim: Beltz & Gelberg 1997, 38 S., lieferbar