
Anthony Browne: Stimmen im Park
Wann immer ich vage nach „irgendeinem schönen Bilderbuch“ gefragt werde, schlage ich dieses grandiose Kunstwerk vor, fest davon überzeugt, dass es eine unfehlbare Einstiegsdroge in die wunderbare Welt der Bilderbücher ist. Niemand kann sich seinem Zauber entziehen. Die Erzählung scheint simpel. Vier Personen – Mutter und Sohn, Vater und Tochter – und die zugehörigen Hunde treffen sich zufällig im Park und trennen sich wieder. Die Erwachsenen ignorieren einander, die Kinder spielen zusammen und die Hunde toben fröhlich herum.
Die Figuren haben – wie so oft bei Anthony Browne – Gorillagesichter und die kleine Alltagsszene wird nicht einfach linear, sondern in vier Kapiteln aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten erzählt. Dem Charakter entsprechend ändern sich mit jedem Protagonisten die Wahrnehmung des Erlebten, die Intensität der Farben und die Stimmung der Bilder, ebenso das Wetter, die Jahres- und Tageszeiten sowie die Typographie. In seinen Illustrationen voll wunderbar absurder Details (Achten Sie auf die Bäume und Straßenlaternen, den Weihnachtsmann oder King Kong!) finden sich zahlreiche Verweise auf die Kunstgeschichte wie Edward Hopper, René Magritte, Leonardo da Vinci oder Edvard Munch. Man muss die Kunstzitate nicht erkennen, um Spaß daran zu haben. In meinen Augen eines der wunderbarsten, witzigsten und hintergründigsten Bilderbücher, die ich kenne. Pures Bilderbuch-Glück!

Anthony Browne: Stimmen im Park (Originaltitel: A walk in the park)
Oldenburg: Lappan 1998, lieferbar bei Beltz & Gelberg in der Reihe Minimax, 32 S., ab 4 Jahren