Ich und Nikita und der Adopteur
Ein kleiner Kinderroman über die Rivalität zwischen Zwillingsbrüdern, heiter und ernst zugleich.
Eine Zwei in Mathe – damit wären so einige mehr als zufrieden. Valentin eigentlich auch. Allerdings hat sein Zwillingsbruder Nikita eine Eins. Und wenn man einen Bruder hat, der“alles ein bisschen toller hinkriegt als man selbst, ist eine Zwei nicht gut, sondern einfach nur keine Eins“. Kein Wunder also, dass Valentin frustriert ist: Sein Zwillingsbruder übertrifft in überall, in der Schule, beim Töpfern, im Sport … Schlussfolgerung: Es ist gar nicht gut, "wenn Eltern ein Kind in doppelt bekamen. Das eine war dann immer das zweite Exemplar vom anderen beziehungsweise das andere vom einen, weil das eine nun mal das tollere war. […] Da wär es besser, das nicht so tolle Kind würde sich zur Adoption freigeben."
Ein gewichtiger Gedanke, den der Bruder gern aufnimmt, schnell wird eine Wette daraus im Sinne: Das traust du dich nie! Schon am nächsten Tag aber steht Valentin in der Schrebergartensiedlung mit einem Schild um den Hals, auf dem zu lesen ist: "Zur Adoption freigegeben." Aus dem Gebüsch beobachtet Nikita, wie es dann gerade der sonderbare Herr Zareba ist, der zugreift und Valentin "adoptiert" …
Mit Geschick für den großen dramaturgischen Bogen wie für das Detail inszeniert Nikola Huppertz die Tragödie eines sich ungenügend fühlenden Buben changierend zwischen Ernst und Spiel. Was für den überlegenen Bruder ein So-tun-als-ob ist, ist das bei Valentin nicht so klar. Genau daraus entwickelt sich eine lustvolle Spannung, die dafür sorgt, dass die ernste Ausgangslage nicht vergessen wird, die Unterhaltung aber im Vordergrund steht. Höchst gelungen!