»Der Wind schickt alles auf die Reise« – so beginnt dieses Buch auf der blauen Seite, auf der des Windes, die hier im Mittelpunkt stehen soll. Es fliegt, es fliegt … ein Ufo und diverse bekannte Flug­objekte, jede Menge Wolken, Drachen, Vögel, Samen, dann Regenschirme, Hüte, das Dach eines Hauses. Das und mehr wirbelt über die Seiten, von Bernardo P. Carvalho so ungestüm, wild und chaotisch aufs Papier gebracht wie der Wind selbst einem vorkommen mag. Mit dabei ist überraschend viel Sachwissen: über die Zusammensetzung der Luft, die Entstehung des Windes, die Keeling-Kurve, Armstrong-Grenze oder Beaufort-Skala (die sich im Übrigen liest wie ein Gedicht), es werden die wichtigsten Winde Europas benannt und diverse Begriffe erklärt (Aerobiologie, anemophil oder Anluven). Das alles ist von Isabel Minhós Martins kurz und lässig formuliert, sie ist nicht nur mit den Winden, sondern auch den Leser:innen auf du und du. Neben den Informationen bietet dieses Werkstattbuch aber auch Anregungen und Raum, selbst was zu tun – sich in den Wind stellen und ihn spüren, ein Windtagebuch führen – und es gibt »Seiten zum tiefen Luftholen oder zur reinen Unterhaltung«. Die Begeisterung des portugiesischen Duos ist auf jeder Seite zu spüren, auch in der Gestaltung. Neben Schwarz – oft mit dickem und schwungvollem Strich aufgetragen – gibt es nur zwei weitere Farben: Ein Blau, das in Richtung Türkis geht im Windteil, sattes Gelb im Sonnenteil. Wenn man nämlich in der Mitte angekommen ist, muss man das Wendebuch drehen und fängt von vorn an: »Die Sonne ist die grösste« heißt es da im ersten Satz …

Isabel Minhós Martins und Bernardo P. Carvalho (deren Bilderbuch »Hier kommt keiner durch!« auch im deutschen Sprachraum zu Recht gefeiert wurde) haben mit »Hallo Wind. Hallo Sonne« ein federleichtes, charmantes und informatives Werkstattbuch vorgelegt, das vielen gefallen könnte.

Franz Lettner