Eine tierisch gute Idee

In Katerina Sads »Eine tierisch gute Idee« bangt eine Schar Enten auf einem gerade verlassenen Bauernhof um seine Zukunft – vor allem um die Lebensmittel-Versorgung im Winter. Nach langem Nachdenken (ein Moment der Entmutigung mit ausgebreiteten Flügeln auf einer bräunlichen Herbstwiese) beschließen sie, mit einem Schild auf ihre Misere aufmerksam zu machen. Das Schreibenlernen erweist sich schwieriger als gedacht – die tapsigen Watscheltiere fabrizieren mehr Fußspuren-Muster als Buchstaben. Doch die »misslungenen« Druckwerke entwickeln sich durch Zufall zum letzten Modeschrei in der umliegenden Tierwelt – und werden somit zur Grundlage eines Start-Up-Unternehmens, das den Enten eine volle Vorratskammer beschert. Neben wenig Text und reduzierten Dialogen in Sprechblasen dominieren die herbstlichen Illustrationen, in denen Gelb- und Brauntöne einen visuellen Konterpart zum weißen Entengefieder bilden. Im Laufe der Geschichte kommen immer mehr farbige Details – lila Disteln, bunte Früchte – hinzu. Ob verdatterte Verzweiflung, verdutzte Grübelei oder überschwängliche Freude – das Aussehen und der Ausdruck der Enten-Figuren hat doch immer auch etwas Kauziges. Das verleiht der Dramatik der Handlung eine gewisse Leichtigkeit. Ohnehin hat durch den Krieg in der Ukraine – das Original ist bereits davor erschienen! – das Thema von verlassenen Haus- und Hoftieren eine zusätzliche Bedeutung bekommen. »Eine tierisch gute Idee« ist im Übrigen Teil des Geschenkpaketes im Rahmen des Projekts »Better Time Stories« (www.bettertimestories.com).

Verena Weigl

Katerina Sad: Eine tierisch gute Idee

Katerina Sad: Eine tierisch gute Idee

Aus dem Ukrainischen von Ganna Gnedkova & Peter M. Huemer
Zürich: Atlantis 2023, 32 S., € 18,50, ab 4 Jahren

Dieser Buchtipp erschien zuerst in "1001 Buch"