Durch die ganze Nacht

»Es wird dunkel. Ich habe zu Abend gegessen. Ich habe Zähne geputzt und meinen Schlafanzug angezogen. Meine Mama hat gerade gefrühstückt. Sie hat sich die Haare gekämmt und ihren Mantel angezogen.« Mit diesen Worten beginnt »Durch die ganze Nacht«, sie markieren die Rahmenhandlung, die die folgenden kurzen Geschichten über Menschen und ihre Berufe zusammenhält. Im Gegensatz zur Ich-Erzählerin sind diese Frauen und Männer, die eine kulturelle Vielfalt repräsentieren, nicht namenlos. Und sie haben Berufe, die ausschließlich oder jedenfalls auch in der Nacht ausgeführt werden müssen. Die großflächigen bunten Bilder werden nicht von der Dunkelheit der Nacht bestimmt, sondern von farbenprächtigen Häusern, erleuchteten Fenstern und hellen Straßenlaternen. Es sind freundliche Bilder, die Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlen. Sie zeigen die Kehrseite der untertags lauten und hektischen Stadt. Daran dass das Leben auch dann weitergeht, wenn die kleinen BetrachterInnen des Buches sich abends ins Bett legen und ihre Augen schließen, haben sie vielleicht noch gar nicht gedacht. Umso schöner, dass den Menschen, die nachts ihren Berufen nachgehen, hier eine Bühne gegeben wird.
»Während ich schlafe, passieren so viele wichtige Dinge. Meine Mama kennt sie alle. Ohne sie würde gar nichts laufen. Denn mit ihrem großen orange farbenen Bus fährt sie alle zur Arbeit.«

Juliane Zach

Polly Faber & Harriet Hobday (Ill.): Durch die ganze Nacht

Polly Faber & Harriet Hobday (Ill.): Durch die ganze Nacht

Menschen, die arbeiten, während wir schlafen.
Aus dem Englischen von Maren Illinger. Weinheim: Beltz & Gelberg 2022, 32 S., € 14,40, ab 4 Jahren

Dieser Buchtipp erschien zuerst in "1001 Buch"