Das Klugscheißerchen ist die jüngste Figur im Erzählkosmos von Marc-Uwe Kling. Es trägt eine kurze rote Hose mit Hosenträgern über blauem Fell, es – »Ich bin nicht blau[,] ich bin türkis« –, gut, über türkisem Fell, ist rundbebrillt und korrigiert jeden Fehler »mit rechthaberischer Freude«. Dass es von Tina und Theo gesehen werden kann, liegt daran, dass die beiden, 10 und 8 Jahre alt, äußerst begabte Klugscheißer sind. Mit ihren alten Eltern – »Niemand konnte sich genau merken, wie alt die waren. Wahrscheinlich wussten sie es nicht mal selbst. Theo vermutete, dass es irgendwann, vielleicht so ab Mitte zwanzig, einfach keine Rolle mehr spielte, wie uralt man genau war.« … – sind sie jüngst umgezogen, auf dem Dachboden des neuen Hauses begegnen sie beim Spielen erstmals dem Klugscheißerchen. Das, so viel sei verraten, am Ende auch mit den uralten Mitgliedern dieser Familie sehr gut klarkommen wird. Irgendwo müssen die Kinder das Klugscheißen ja herhaben.

Marc-Uwe Kling liest diese schmale Geschichte (29 Minuten Laufzeit bzw. 72 gedruckte Seiten) selbst vor, und das ist ein Genuss: Jede Figur hat ihre Stimme – dass das Klugscheißerchen ein wenig nach dem Kling´schen Känguru tönt, ist kein Nachteil, die beiden sind ja schon wesensverwandt –, dazu gibt es eine schöne Hintergrund-Geräuschkulisse samt angemessen nerviger Jingels. Wie immer bei dem erfahrenen Lesekünstler ist das Timing in den pointierten Dialogen und über die gesamte Strecke gut, die Witze sitzen auch und bringen vermutlich Kinder wie vorlesende oder mithörende Erwachsene zum Lachen – Marc-Uwe Kling bietet ja oft Unterhaltung für die ganze humorverliebte und ironieerfahrene Familie. Das einzige Manko des kleinen Hörspiels: Die Bilder von Astrid Henn sind nicht zu sehen. Aber: Es spricht ja nichts dagegen, beim Hören mitzulesen und auch über die Bilder zu lachen.

Franz Lettner