
Das Buch der Anfänge
33 Einladungen zum Weiterdenken
Begeisterung für das Fabulieren und Fantasieren, Inspiration und Motivation für das eigene Tun – dafür sorgen die beiden österreichischen Kinderbuchkünstler Heinz Janisch und Michael Roher mit ihren Geschichten und Gedichten schon lange, bei ihren jungen aber auch älteren Leser:innen. Nun haben sie eben das zum Thema ihres neuen gemeinsamen Bilderbuchs gemacht: Mit 33 kreativen Anfängen in Bild und Wort wollen sie ohne Druck, ohne Arbeitsauftrag, ohne Bewertung dazu anregen, sich eigene Geschichten auszudenken. Einfach so, zum Spaß. Doppelseite für Doppelseite wechseln einander Sätze von Heinz Janisch und Bilder von Michael Roher ab, wobei auch die Texte immer vom Illustrator gestaltet sind: immer handschriftlich aber in unterschiedlichen Schriftbildern auf jeweils anderen Untergründen und in verschiedenen Farben. Auf der Bildebene folgen verträumte und stille Bilder auf geheimnisvolle oder aber sprechende Illustrationen. (Welche Techniken der Illustrator dafür angewendet hat, ist hinten im Buch beschrieben – für Neugierige und Expert:innen ein schöner Bonus.) Texte und Bilder scheinen sich manchmal aufeinander zu beziehen, und stehen dann wieder ganz für sich selbst. So oder so zwingen sie den Lesenden nichts auf, setzen jedoch augenblicklich etwas in Gang: einen Gedanken, eine Emotion oder eine Geschichte. Es sind Wahrnehmungen und Bilder, die im ersten Moment irritieren, anregen, fesseln oder faszinieren. Oft verschwimmen Fantasie und Realität – und führen zu weiteren Fragen: Wohin läuft der Baum? Was sucht oder wonach sehnt sich der Ritter auf dem Steckenpferd? Poetische Sätze wie „Der Lärm liebte die Stille, das war schwierig.“ zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht oder treiben unseren Puls in die Höhe, wenn es etwa heißt: „Der Mann mit dem großen Hut und dem Degen sprang aus dem Bild und rief: „Wo sind sie?““. Oder es berührt uns zutiefst, wenn eine Frau und eine Meeresschildkröte auf einer Illustration eine ganz besondere Verbindung miteinander zu haben scheinen. Die 33 Doppelseiten aus dem „Buch der Anfänge“ laden ein zum Träumen, fordern lustvoll dazu auf, sich nur im Kopf oder auch mit Bleistift und Papier in ein Abenteuer zu stürzen – alleine oder mit anderen zusammen. Denn natürlich eignet sich dieses Buch hervorragend für Schreibwerkstätten oder Gesprächsanlässe im pädagogischen wie im privaten Setting. So viele tolle Geschichten werden daraus entstehen in Kinderzimmern, Kindergärten, auf Urlauben oder bei den Großeltern. Alle würde ich gerne hören! „Unsere Fantasie wird müde und schläfrig wenn sie nicht manchmal einfach losgeschickt wird, ins Freie, ins Offene hinein …“, heißt es in der Einleitung. Dieses Buch hält alles. Wach!
Juliane Zach

Heinz Janisch & Michael Roher: Das Buch der Anfänge
Dieser Buchtipp erschien zuerst in der österreichischen Wochenzeitung Die Furche