Crazy Family – Die Hackebarts räumen ab!

Wären die Hackebarts eine TV-Serienfamilie, könnten sie sich mit den Simpsons aus Springfield den selben Sendeplatz teilen, aber auch als deutsche Kinderbuch-Großfamilie sind sie in Sachen Crazyness ziemlich top. Hackebart klingt als Familienname ja schon reichlich bescheuert, hier tragen die Kinder aber auch – sagen wir – originelle bis einzigartige Vornamen: Brooklyn (13), Zosch (11), Mönkemeyer (8) und Lulu (6). Es hätte schlimmer kommen können, wenn Mutter Adrijana, geborene Babic, in Kapitel eins ihren Willen gegen die Standesbeamtin durchgesetzt hätte: Dann hieße Brooklyn jetzt nach der kroatischen Geburtsstadt ihrer Mutter Popovaca. Mutter Adrijana bringt übrigens das Geld nach Hause – sie ist zugleich LKW-Fahrerin und klassische Pianistin. Vater Walter schupft den Haushalt und fühlt sich als Ex-Klempner irgendwie auch wie ein Dichter: »Familie heißt: ständig in Seenot sein. Ständig Löcher stopfen.« Das neueste ist ein finanzielles und riesig, weil der kunstaffine Mönkemeyer im Museum ein Spätwerk von Malewitsch übermalt hat. Warum? Selber lesen! Jedenfalls bewerben sich die Hackebarts deshalb beim Großfamilien-Special von »Wer wird Millionär?« und fühlen sich siegessicher, schließlich haben sie mit der sechsjährigen Lulu ein Wunderkind in ihren Reihen, das nichts vergisst, was es jemals gelesen hat. Eine 13-bändige Enzyklopädie hat sie schon verschlungen ...

So weit die Ausgangssituation von Markus Orths neuem Kinderbuch-Knüller, eines der lustigsten Bücher mindestens dieser Saison. Der Humor umfasst dabei ein ebenso breites Spektrum wie die Vorlieben und Hobbies der einzelnen Hackebarts oder die Quiz-Fragen in der RTL-Show. »Crazy Family« ist auch klassisch-humanistische Satire, gespickt mit bisweilen »ausgesprochen blödem« Pipikack-Humor. (EnzyKLOpädie!) Viele Lacher gibt‘s natürlich beim Thema Familie und Erziehung, aber auch in Sachen Kunst und Medien, spielt doch gut die Hälfte des Buches im TV-Studio. Im Showdown – so viel sei verraten – gönnt Markus Orths dem ältesten Hackebart einen überraschenden Greta-Moment als rabiater Opa-for-Future und zeigt, dass man als Familie nur gemeinsam gewinnt. Weil Zocker-Spezialfragen eben nur ein Zocker wie Zosch beantworten kann und Wunderkind Lulu bislang altersadäquate Lektüre verweigert hat. »Kinderbücher, sagte Lulu, stinken nach eingeschlafenen ­Käsefüßen.« Dieses hier sicher nicht. Zusatzjoker in »Crazy Family« sind Illustrator Horst Klein, der unter anderem für minimalistische, witzige Umrahmungen der Kapitelüberschriften sorgt, und Sprecher Stefan Kaminski, der in der Hörbuchversion beweist, dass er nicht nur kluges Kind und renitenten Rentner kann, sondern auch Günther Jauch. Die Millionenfrage für die Hackebarts lautet übrigens: Was ist eine Suovetaurilia? Na?

Klaus Nowak

orths crazyfamily

Markus Orths: Crazy Family – Die Hackebarts räumen ab!

Illustriert von Horst Klein. Bindlach: Loewe 2023, 160 S., € 14,40, ab 10 Jahren
Hörbuch gelesen von Stefan Kaminski, Hörcompany 2023, 2 CDs, Laufzeit ca. 2 Stunden | € 14,40 | Audio Download € 10,30

Dieser Buchtipp erschien zuerst in "1001 Buch"