Alles wird gut, immer
Eine Kindheit im Ersten Weltkrieg
1914 in einem kleinen Dorf in Belgien: Alice ist ungefähr 12 Jahre alt, das mittlere von fünf Geschwistern und hat bisher eine recht unbeschwerte Kindheit verbracht. So freut sie sich auf die alljährliche Kirmes, denn sie liebt es gemeinsam mit ihrer besten Freundin Johanna Kettenkarussell zu fahren und Unmengen von Süßigkeiten zu essen. Doch der vor kurzem ausgebrochene Erste Weltkrieg rückt immer näher – Gerüchte verdichten sich, erste Flüchtlinge ziehen durchs Dorf und auch Kanonendonner wird hörbar. Und obwohl die Mutter immer wieder beteuert, dass alles gut werden wird, bemerkt Alice, dass ihre Eltern zunehmend angespannter und besorgter sind.
Als ein Heer von deutschen Soldaten beim Durchzug eine Schneise der Verwüstung hinterlässt und auch die Lebensmittel immer knapper werden, entschließt sich die Familie ebenfalls zur Flucht. Doch schon nach einiger Zeit kehren sie wieder in ihr Haus zurück. Es folgt eine Reihe von tragischen familiären Ereignissen und Verlusten – und Alice muss schließlich immense Verantwortung übernehmen und mit ihren beiden jüngeren Geschwistern allein nach Frankreich fliehen …
Unaufgeregt erzählt Kathleen Vereecken von den Gedanken und Gefühlen einer 12-Jährigen, deren sorglose Kindheit plötzlich durch Hunger, Flucht und Trauer unterbrochen wird. Auch wenn die Erzählung in einem Krieg spielt, der vor über 100 Jahren stattgefunden hat, hat die Autorin eine zeitlose Geschichte über Zusammenhalt in schweren Zeiten geschrieben (historische Details sind weitgehend ausgespart). Die feinen, schwarz-weißen Illustrationen von Julie Völk geben diese familiäre Stimmung wieder. Und gegen Ende schafft Alice es sogar, sich ein bisschen von dieser unbekümmerten Jugendzeit zurück zu erobern.
Kathleen Vereecken: Alles wird gut, immer
Aus dem Flämischen von Meike Blatnik
Hildesheim: Gerstenberg 2021 | 144 S. | € 14,90 | ab 10 Jahren
Dieser Buchtipp erschien auch bei KIJUKU